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Klimawandel - warum Hausärzte jetzt handeln müssen

 

 

 

Alle reden spätestens seit März nur noch von Corona, COVID-19, Pandemie, Impfstoffe oder Lockdowns diverser Art. Weitgehend aus dem Blick geraten ist dabei zu Beginn des Jahres 2021 ein Thema, das bis zum Frühjahr die Gazetten beherrscht hat. Die Rede ist vom Klimawandel und dessen Folgen. Daran hat nun im Herbst dankenswerterweise die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) erinnert, und zwar mit einem neuen Positionspapier speziell auch mit Handlungsempfehlungen für Hausärzte.

 

 

 

Für die DEGAM ist trotz der Corona-Pandemie der Klimawandel weiter die größte Bedrohung für die globale Gesundheit im 21. Jahrhundert. Denn dieser führt zu vermehrten Krankheits- und Todesfällen durch häufigere, extreme und länger andauernde Hitzeperioden. Dies wiederum führt zu einer Verschlechterung akuter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einer Zunahme von Herzinfarkten. Durch Austrocknung entstehen auch mehr Nierenschäden und erhöhte Risiken für Diabetes -Patienten. Wärmere Temperaturen verlängern zudem die Dauer des Pollenflugs, was wiederum die weitere Verbreitung von Asthma und allergischen Reaktionen zur Folge hat.

 

 

 

Durch die Folgen der Migration und weltweite Mobilität kommen aber auch neue Erkrankungen hinzu. Tigermücken, die ursprünglich in Afrika und Asien heimisch waren, sind aufgrund des klimatischen Wandels in Südeuropa sesshaft geworden – und befinden sich derzeit auf dem Sprung nach Süddeutschland. Ihr Stich kann das Dengue-, Chikungunga-, West Nile- und Zika-Virus übertragen. Diese Viren zählen zu den neuen Erregern für eine Entzündung der Aderhaut im Auge, die sogar zu schweren Netzhaut-Infektionen mit dauerhaftem Verlust der Sehfunktion führen können.

 

 

 

Wenig bekannt ist zudem, dass allein der Gesundheitssektor für 5 bis 6 Prozent der Treibhausemissionen in Deutschland verantwortlich ist und somit „zur Verschärfung der Klimakrise“ beiträgt, schreibt die AG Klimawandel und Gesundheit bei der DEGAM den Ärzten ins Stammbuch. Somit wird es höchste Zeit, dass die weitreichenden Klimafolgen für die menschliche Gesundheit weit intensiver in die Aus- und Fortbildung aller Gesundheitsberufe zu verankern als dies derzeit der Fall ist.

 

 

 

Doch was kann ein Hausarzt bereits heute tun, in der Praxis mehr auf den Klimaschutz zu achten?

 

 

 

·         Risikopatienten identifizieren: Extremwetterlagen können besonders geriatrische, psychisch kranke oder Atemwegs-Patienten gefährden, aus denen neue und in veränderten Mustern auftretende Infektionserkrankungen entstehen. Hierzu bedarf es angepasster Behandlungsstrategien.

 

·         Präventionsberatung: Hierzu sollten künftig auch neue Beratungsmuster zählen, wie gefährdete Patienten etwa im Bereich der Ernährung und Mobilität ihre individuelle Treibhausbilanz verbessern und dabei auch sich selbst besser schützen können.

 

·         Advocacy: Hausärzte sollten hier auch stärker ihrer politischen Verantwortung gerecht werden, indem sie ihren Einfluss auf politische Entscheidungen zum Klimaschutz hörbar geltend machen.

 

 

 

Hausärzte müssen sich also thematisch stärker dem Patienten zuwenden, den Mehraufwand hierfür aber dann auch vernünftig vergütet bekommen.

 

Sie müssen aber auch der Politik mehr auf die Pelle rücken. Und das nicht erst dann, wenn die schlimmsten Folgen der Corana-Pandemie bewältigt sind. 8.000 zusätzliche Todesfälle sind im Jahr 2018 mit Extremwetterlagen assoziiert worden, stellt die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) fest. Man kann davon ausgehen, dass es infolge der Extremwetterlagen immer mehr werden. Ein Virus kann vorübergehend außer Kontrolle geraten.

 

 

 

Wenn allerdings das Klima auf Dauer außer Kontrolle gerät, helfen auch keine Impfstoffe oder Lockdowns mehr. Die Botschaft der DEGAM an die Hausärzte als einer der relevanten Handlungsakteure war daher längst überfällig und darf in keinem Fall verpuffen!

 

Klimawandel - warum Hausärzte handeln müssen