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Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in der Corona-Pandemie: Betroffene Familien nicht länger allein lassen

Chronisch kranke Kinder und Jugendliche in der Corona-Pandemie: Betroffene Familien nicht länger allein lassen

 

Bei Familien mit chronisch kranken Kindern ist die Furcht vor einer Coronavirus-Infektion und einer Gefährdung durch schwere Komplikationen oder gar Tod besonders groß.

 

 

 

„Diese Menschen fühlen sich in ihrer Situation allein gelassen“, mahnt Kai Rüenbrink, Sprecher des Aktionsbündnisses Angeborene Herzfehler (ABAHF). Nach über einem Jahr Pandemie blieben viele Fragen zum Schutz dieser Kinder und ihrer Familien offen und damit verbundene psychosoziale und sozialrechtliche Aspekte seitens der Politik ungeklärt. Eine traurige Bilanz.

 

 

 

Pädiater- und Patientenorganisationen wie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte /(BVKJ) sowie das Aktionsbündnis Angeborene Herzfehler (Zusammenschluss von 6 bundesweiten Patientenorganisationen) beobachten zunehmend mit Sorge, dass sich im Frühjahr und Frühsommer 2021 die Situation der chronischen kranken Kinder, Jugendliche und deren Familien durch die Corona-Krise zugespitzt hat. Besonders betroffen davon sind zum Beispiel Kinder und Jugendliche mit neurologischen und onkologischen Krankheiten oder auch solche mit Herzfehlern. Bisher gibt es leider für diese Gruppen noch keine ausreichende Studienlage, die belegt, dass kein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf oder Tod durch eine SARS-CoV-2 – Infektion besteht“ warnt der Kinderkardiologe Prof. Dr. med. Hans Heiner Kramer aus Kiel, Mitglied des Leitkreises „Kinderherzstiftung“.

 

 

 

„Nicht selten haben Eltern ihre Kinder bisher hervorragend mittels Isolation durch diese Pandemie gebracht, auf Kosten einer altersadäquaten Entwicklung der Kinder und großer Einschränkungen für die betroffenen Familien, so die Einschätzung von Prof. Dr. med. Hans-Iko Huppertz, Generalsekretär der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DAKJ). Das darf aber so nicht weitergegen, sind sich alle Experten einig.

 

 

 

„Impfstoffe, die bereits ab dem Alter von 16 Jahren zugelassen sind, sollten sofort an alle Jugendliche ab 16 mit schweren chronischen Erkrankungen verimpft werden“, fordert Dr. med. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ) völlig zu Recht. Wenn - gerade chronisch kranke - Kinder und Jugendliche, nicht geimpft werden, ist ihre Teilhabe auf allen gesellschaftlichen Ebenen und auf nicht absehbare Zeit noch massiver als ohnehin schon beeinträchtigt.

 

 

 

Um drohende oder bereits vorhandene Existenzängste in Zeiten der Pandemie zu verringern, müssen zudem endlich dringend die Schutzpakete für berufstätige Eltern chronisch kranker Kinder, die eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, ausgebaut werden. Zwar sind die Förderung von Homeoffice und die Erweiterung der Kinderkrankengeldtage zur Sicherung der Kinderbetreuung erste Schritte in die richtige Richtung. Das alles reicht aber nicht aus. Insbesondere der Zugang zu existenzsichernden Leistungen muss weiter erleichtert werden. Und vor allem gilt es zu verhindern, dass Familien Angst um ihren Arbeitsplatz haben müssen, weil sie gezwungen sind, ihre chronisch kranken Kinder für immer längere Zeiten ständig zu Hause zu betreuen.

 

 

 

Bleibt zu hoffen, dass diese berechtigten Hilferufe vieler betroffener Familien nun in der dritten Welle der Pandemie endlich gehört werden!