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Hausärztemangel – Was läuft schief?

 

 

 

Noch nie ist er so vermisst worden. Noch nie ist so nach ihm gesucht worden. Wer kann das sein, dem solch ein systemrelevanter Stellenwert beigemessen wird? Es ist eine Berufsgruppe, der bislang im Gesundheitswesen nicht im Fokus gestanden hatte. Es ist - der Hausarzt.

 

Kein Wunder, wenn alle davon ausgehen, dass bis zum Jahr 2035 eine Lücke von bis zu 11.000 Hausärzten klaffen wird. Es besteht also dringender Handlungsbedarf. Und einige Schritte sind ja auch bereits in die Wege geleitet worden. Zum Bespiel die Landarztquote. Diese sieht vor, dass ein bestimmter Prozentsatz von Studienplätzen nur für solche Studenten vorgehalten wird, die sich verpflichten, nach Abschluss des Studiums und der fünfjährigen Weiterbildung in der Allgemeinmedizin mindestens 10 Jahre lang in einem unterversorgten Gebiet des jeweiligen Bundeslandes tätig zu sein. Bis hier aber erste spürbare Effekte eintreten, wird es noch eine Weile dauern. Einen schnelleren Effekt könnte hier die vermehrte Übertragung von hausärztlichen Leistungen an spezielle Medizinische Fachkräfte (Delegation) haben. Doch auch hier stockt es mitunter gewaltig, weil zu viele Hausärzte eingetretene – besser festgetretene Pfade – nicht verlassen wollen, selbst wenn sie ihnen zugutekämen.

 

Und dann gibt es noch – bereits vorhandene Optionen – die bislang nur sehr verhalten genutzt werden. Warum wird eigentlich nicht auf das Potenzial der Internisten zur Stärkung der Hausarztmedizin zurückgegriffen? Denn lediglich ein viel zu kleiner Teil der 2.000 neu auf den Markt strömenden Internisten pro Jahr entscheiden sich als Hausarzt-Internisten für die hausärztliche Versorgung. Was läuft hier schief?

 

Zum einen das Faktum, dass die Internisten nicht in den Genuss der mit Finanzmitteln unterstützen allgemeinärztlichen Weiterbildungsförderung kommen. Und das hat Folgen. Denn von den 53 Prozent der Hausarzt-Internisten, die derzeit keine Weiterbildungsstellen anbieten, würden 60 Prozent dies doch tun, wenn sie dabei - wie die Allgemeinmediziner – entsprechend gefördert würden.

 

Zum anderen aber auch das Faktum, dass sich derzeit 60 Prozent der hausärztlich tätigen Internisten nicht an der hausarztzentrierten Versorgung (HzV) beteiligen. Dies liegt am Rechtsrahmen für HzV-Vertragsgemeinschaften, die nur dann anerkannt werden, wenn diese aus mindestens 50 Prozent Allgemeinmedizinern bestehen.

 

Dabei sind rein innerärztlich die Voraussetzungen für ein besseres Miteinander so günstig wie nie. Denn erstmals scheint es so zu sein, dass Allgemeinmediziner und Internisten, die bisher eher in zwei Booten saßen, nun in ein Boot umgestiegen sind. Not macht halt erfinderisch. Der Hausärzteverband betont zwar nach wie vor, dass die Internisten aufgrund ihrer zu klinisch orientierten Weiterbildung keine echten Primärversorger für die ambulante Medizin sind. Doch praktisch – gerade nach langjähriger Berufserfahrung – durchaus. Fehlende Kompetenzen – wie chirurgische Eingriffe oder die psychosomatische Grundversorgung – könnten ja auch noch nachträglich erworben werden.

 

Deswegen sollten die Internisten, die sich für den Hausarztberuf entscheiden, eben auch entsprechend gefördert werden, fordern nun alle unisono. Zu Recht, wenn diese Erkenntnis auch reichlich spät kommt. Denn damit könnte der Stein ins Rollen gebracht werden, der die Hausarztmedizin am schnellsten stärken könnte. Nur muss er dann jetzt auch rasch ins Rollen kommen.