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Packen wir’s an - Prävention von Cybermobbing ist doch möglich!

 

 

Gegen Cybermobbing ist kein Kraut gewachsen. Diese Ansicht ist weit verbreitet, stimmt aber nicht. Denn wenn Anti- Cybermobbing Programme in einem gesamtschulischen Umfeld ansetzen, können sich auch messbare Erfolge einstellen.

Und zwar in signifikanter Weise, wie Herbert Scheithauer, Professor für Entwicklungspsychologie an der Freien Universität Berlin, bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) 2022 in Düsseldorf, darlegte: Mit stimmigen Konzepten wie dem von der Initiative Medienhelden, die allerdings aufwändig und anspruchsvoll sind, könnte die Anzahl der Täter um 10 bis 15 Prozent und die Zahl der Opfer um 14 Prozent reduziert werden.

Für viele junge Menschen wäre das ein Segen. Denn bereits vereinzelte Cybermobbing-Attacken können für Betroffene gravierende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Bei Cybermobbing handelt es sich um aggressives Verhalten einer Person gerade gegenüber Freunden mit einer Schädigungsabsicht häufig mit besonderem Schweregrad und damit auch spürbaren Folgen. Diese reichen von Schulphobie über Substanzkonsum und selbstverletzendes Verhalten bis hin zu Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS). Viele dieser Auswirkungen seien so gravierend, dass sie behandelt werden müssten und somit im Medizinsystem landen.

Präventiv kann Cybermobbing am besten im Schulsystem begegnet werden, weil die Attacken zumeist in festen Gruppen aus einem bekanntem Umfeld erfolgen. Das jedenfalls sind die Ergebnisse eines vollständig in den Schullalltag integrierten Curriculums der Initiative Medienhelden, das in den 7. bis10.Klassen durch fortgebildete Lehrer oder Schulsozialkräfte umgesetzt wurde und bei dem aktivierende Methoden mit sozial emotionalem Lernen im Fokus standen. Das Curriculum zog sich über 10 Wochen, wobei 90 Minuten pro Woche plus 4 Projekttage angesetzt wurden. Ziel dabei war es, die Gefahren von Cybermobbing aufzuzeigen, Rollenspiele einzuüben und Peer to Peer Training und so genannte Identifikationskreise zu etablieren. Mit diesem aufeinander aufbauenden Programm, das durch Elternabende als Aufbaumodul ergänzt wurde, sollten die Schutzfähigkeiten und Fertigkeiten der Mobbingopfer gestärkt werden.

Und das mit Erfolg. So hat laut Scheithauer eine Evaluationsstudie mit 897 Schülern zu der Erkenntnis geführt, dass mit dem Programm und damit mit der Reduktion des Cybermobbing nach neun Monaten beim allgemeinen Wohlbefinden und den sozialen Fertigkeiten signifikant „gute Effekte“ erzielt werden konnten. In einer Kontrollgruppe hingegen, in der keinerlei Maßnahmen ergriffen worden sind, hat sich in dieser Zeit das Selbstwertgefühl und der subjektive Gesundheitszustand der Teilnehmer sogar noch verschlechtert.

Diese Ergebnisse haben auch dazu geführt, dass das Präventions-Programm in die Grüne Liste Prävention mit der höchsten Evidenzkategorie aufgenommen worden ist. Dabei darf es aber jetzt nicht bleiben. Cybermobbing-Präventionsprogramme müssen auch ein politscher Faktor werden. Dafür müssen sie aber einmal bekannt und entsprechend propagiert werden. Erst dann wird die Politik wachgerüttelt werden. Also packen wir’s an.

www.medienhelden.info