Husten, Schnupfen, erhöhte Temperatur: Kinder machen bis maximal sechs Erkältungen pro Jahr durch. Nicht wenige Eltern vertrauen dann auf homöopathische Mittel, die als sanfte Medizin gelten und die sie häufig selbst auch gerne einnehmen. Doch nutzen diese Mittel wirklich etwas und sind sie ihr Geld wert, dass dafür auch die Krankenkassen ausgeben?
Dieser Frage ist ein Forscherteam der industrieunabhängigen Cochrane Collaboration nachgegangen. Dr. Kate Hawke von der Universität Queensland in Brisbane führte mit ihrem Team eine Metanalyse dazu durch. Die Forschungsgruppe recherchierte in verschiedenen Datenbanken nach allen Studien zum Thema. Insgesamt wurden 14 Studien mit rund 2.100 Kindern ausgewertet. In den randomisierten Studien sind orale Mittel mit Placebo oder konventionellen Therapien, die akute Atemwegsinfektionen bei Kindern und Jugendliche bis 16 Jahren verhindern oder behandeln sollten, verglichen worden.
Die Untersuchungen, in denen stark verdünnte homöopathische Mittel (1 x 10‐4bis 1 x 10-200) verwendet wurden, konzentrierten sich auf Infektionen der oberen Atemwege. Sechs Studien untersuchten die therapeutische Wirkung von Homöopathika, fünf den präventiven Effekt nach einem bis vier Monaten Behandlung. In fünf Studien wurde die homöopathische Behandlung individuell angepasst.
Die zentrale Erkenntnis daraus: Alle Studien mit einem niedrigen Risiko für Verzerrungen ergaben keinen Nutzen von oralen homöopathischen Arzneimitteln, während Untersuchungen mit unklarem oder hohem Risiko für Verzerrungen über vorteilhafte Wirkungen berichteten. Die Forschungsgruppe interpretiert die Ergebnisse deshalb so: eine Wirkung jenseits des Placebo-Effekts konnte für hochverdünnte Homöopathika nicht überzeugend belegt werden, obwohl viele Studien hierzu vorliegen.
Zwar ist der Placebo-Effekt nicht zu unterschätzen, weil er aus subjektiver Sicht Wirkungen entfaltet, die sich positiv auf den gesamten Gesundheitsstatus auswirken können. Da diese Effekte aber wissenschaftlich und damit objektiv nicht nachweisbar sind, kann daraus auch nicht eine Forderung nach Erstattung dieser Homöopathika durch die Gesetzliche Krankenversicherung abgeleitet werden. Genau das wird aber häufig getan und diesem Wunsch wird auch immer noch von viel zu vielen Krankenkassen entsprochen.
Ein weiteres Problem, das aus der Metaanalyse deutlich wird: Unerwünschte Ereignisse, die nach der Einnahme auch von Homöopathika bei akuten Atemwegserkrankungen durchaus auftreten können , würden in der Regel nur in unzureichender Weise gemeldet. Dadurch liegen keine oder nur unzureichende Angaben zu möglichen Nebenwirkungen vor, was zu einer weiteren Verzerrung der Ergebnisse führt. Die Empfehlung der Studienautoren ist daher eindeutig und sollte denjenigen Eltern, die der Homöopathie aufgeschlossen gegenüberstehen, zu denken geben. Bei akuten Atemwegsinfektionen ihrer Kinder sollten sie eher schulmedizinischen Methoden Vertrauen schenken. Auch die daraus resultierende Botschaft an die Kassen ist eindeutig: Patienten, die auf homöopathische Arzneien bei diesen Krankheitsbildern in keiner Weise verzichten wollen, sollten diese Mittel dann auch generell selbst bezahlen. Raimund Schmid