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Ein Teufelskreis - Immer mehr Pädiater und doch viel zu wenige

 

Eigentlich sollte die Welt der Pädiater in Ordnung sein. Denn erfreulicherweise hat die Zahl der Kinderärztinnen und -ärzte in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren deutlich zugenommen: Ende 2022 waren nach Daten der Bundesärztekammer gut 14.800 Ärztinnen und Ärzte behandelnd in der Kindermedizin tätig, wie es das Statistische Bundesamt in Wiesbaden ausweist (55 Prozent davon ambulant und 45 Prozent stationär). Zehn Jahre zuvor waren es erst 12.000 gewesen, satte 24 Prozent weniger als zurzeit.

 

Das müsste doch ausreichen, sollte man meinen. Reicht aber nicht. Heute nicht mehr und in Zukunft noch viel weniger. Wie kann das sein? Warum ist die Welt der Pädiater nicht in Ordnung und die Welt der zu behandelnden Kinder mitsamt ihren Familien erst recht nicht? Weil mit der Zunahme der Pädiater noch lange nicht eine Zunahme der Behandlungskapazitäten einherging. Im Gegenteil: die Wartezeiten werden immer länger und viele Praxen nehmen schon gar keine neue Patienten mehr an. Dafür gibt es unzählige Gründe:

 

·         eine steigende Arbeitsbelastung durch die Fortschritte in der Medizin

 

·         fortlaufend mehr Vorsorgeangebote, Früherkennungs-Untersuchungen und Impfungen

 

·         strukturelle Änderungen wie etwa der Wunsch nach mehr Teilzeittätigkeiten in der Fachgruppe, längst nicht mehr nur bei jungen Frauen

 

·         Bedarfszahlen zum Teil noch aus den 90er Jahren, die auf die heutigen Gegebenheiten längst nicht mehr passen

 

·          immer anspruchsvollere Eltern, die den Pädiatern mehr als früher abverlangen.

 

Hinzu kommt eine steigende Zahl von Kindern. Während es Ende 2012 noch knapp 10,7 Millionen Jungen und Mädchen im Alter bis 14 Jahren gab, waren es Ende 2022 bereits fast 12 Millionen. Und schließlich müssen heute deutlich mehr Kinder mit Fluchthintergrund - insbesondere aus Syrien, der Ukraine und vielen weiteren Ländern - zusätzlich mit versorgt werden.

 

Da müssten doch bei allen politisch Verantwortlichen die Alarmglocken schrillen. Zumal die Arbeitsbelastung weiter ansteigen wird. Denn Ende 2022 war gut jeder fünfter Pädiater (22 Prozent) 60 Jahre oder älter. Ende 2012 waren erst 16 Prozent über 60 Jahre alt. Es werden also immer mehr Pädiater fehlen. Und das bei weiter steigenden Behandlungserfordernissen!

 

Ein Teufelskreis, aus dem nun endlich ernsthaft nach politischen Lösungen gesucht werden muss. Vor allem muss die Anzahl der Weiterbildung-Abschlüsse deutlich erhöht und die finanziellen Mittel hierfür sollten massiv aufgestockt werden. Das würde aber nur mittelfristig helfen. Kurzfristig kann die Lücke nur durch mehr - arbeitszeitmäßig und finanziell - attraktive Angestelltenangebote auf Teilzeitbasis und durch Lockangebote für Pädiater aus dem Ausland gelöst werden. Nichts zu tun und den Dingen wie bisher ihren Lauf zu lassen, wird keine Ordnung in die Welt der Pädiater bringen. Und damit auch nicht in die Familien mit behandlungsbedürftigen Kindern!