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Bis 2040 fehlen ambulant jedes Jahr 2.500 Ärzte – was ist zu tun?

 

Über das Patentrezept gegen den Ärztemangel ist sich die Fachwelt weitgehend einig. Nur mit einer Ausbildungsoffensive in nicht ärztliche Gesundheitsberufe und einer spürbaren Erhöhung der Medizinstudienplätze lässt sich das Dilemma lösen. Doch ist das wirklich die Lösung aller Probleme?

 

Nein, sagt das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) und stellt endlich einmal die Zusammenhänge richtig dar. Selbst eine kurzfristige Ausbildungsoffensive würde frühestens in 5 Jahren bei den nichtärztlichen Gesundheitsberufen eine erste Entlastung schaffen. Der Ausbau von Medizinstudienplätzen (notwendig wären 3000 bis 6000 Plätze mehr pro Jahr) würde hingegen erst in 15 Jahren dazu führen, dass annähernd Bedarfsdeckung erreicht wird, stellt das  ZI klar.

 

Zwar könnte damit mittel- und langfristig dem Fachkräftemangel begegnet werden. Auch das wäre bereits ein Erfolg, für den sich jede Investition in diesem Bereich auszahlen würde. Die Alternative, die Ausbildungskapazitäten nicht „substanziell“ zu erhöhen, wäre fatal. Denn dann würden allein im Projektionszeitraum 2022 bis 2040 jährlich rund 2.500 Köpfe (kumuliert rund 50.000) fehlen, wenn die jetzige ambulante Angebotsdichte beibehalten werden soll. Erschwerend kommt allerdings in der Zukunft hinzu, dass in nächster Zeit die geburtenstarken Mediziner-Jahrgänge in Rente  gehen– bei zugleich wachsender Inanspruchnahme von Leistungen der Babyboomer-Generation.

 

Viel zu kurz kommen bei der Debatte bislang allerdings Ideen und Vorschläge, wie der Fachkräftemangel auch bereits kurzfristiger zumindest abgemildert werden könnte. Auch hier wird das ZI erfreulicherweise sehr konkret. Notwendig sei vor allem

 

-          die Entlastung der Leistungserbringer von Verwaltungstätigkeit, die bis zu einem Drittel der Arbeitszeit verschlingt

 

-          eine vermehrte Delegation ärztlicher Tätigkeiten an nicht ärztliche Berufe wie sie bereits zum Teil im Bereich der hausarztzentrierten Versorgung erfolgreich umgesetzt wird

 

-          sowie eine gezieltere Patientensteuerung durch hausärztlich tätige Mediziner, damit das unkoordinierte Ärztehopping .zumindest reduziert wird

 

Und schließlich müssten vor allem die Anstrengungen forciert werden, die Zuwanderung von ärztlichem Personal aus anderen Ländern zu erleichtern und deren Abschlüsse anzuerkennen oder so zu werten, dass sie zumindest in Anstellung unter Aufsicht arbeiten können. Gelingt dies nicht, zeigt das ZI ein wahres Schreckensszenario auf: Denn ohne Berücksichtigung der Zuwanderung von Ärztinnen und Ärzten aus dem Ausland droht bis 2040 ein allmähliches Absinken des vertragsärztlichen Versorgungsgrads auf dann nur noch 74 Prozent des heutigen Niveaus. Kurzfristig wäre also tatsächlich die Zuwanderung von medizinischen Fachkräften das Patentrezept, um den Fachkräfte- und damit auch den Versorgungskollaps hierzulande noch verhindern zu können.