Kinder und Jugendliche leiden nach wie vor unter den Langzeitfolgen der Corona-Maßnahmen und nun zunehmend auch zusätzlich durch weltweite Krisen. So interpretierte Prof. Dr. Heidrun Thaiss, Co-Präsidentin der Deutschen Gesellschaf für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ), die jüngsten Ergebnisse der Studie Health Behaviour in School-aged Children (HBSC), bei der seit dem Schuljahr 2009/10 alle vier Jahre 11- bis 15-Jährige befragt worden. Die letzte Fragebogen-Erhebung bezog im Jahr 2022 rund 6.500 Jugendliche ein. Die Studie berücksichtigt damit vier Datenvergleiche von insgesamt 21.788 Schülerinnen und Schülern in einem 14-Jahres-Zeitraum. Diese Ergebnisse hält Thaiss dabei für besonders besorgniserregend:
· Insbesondere bei den älteren 13-15-jährigen Jugendlichen tritt eine Verschlechterung aller Indikatoren der subjektiven Gesundheit und des Wohlbefindens, vor allem durch multiple psychosomatische Beschwerden und durch eine Zunahme von Angst- und Depressions-Symptomatiken, auf.
· Die subjektive Gesundheit und die Lebenszufriedenheit wurden im Jahr 2022 deutlich schlechter eingestuft als noch 2017/2018. In dieser Zeit stieg der entsprechende Anteil betroffener Schülerinnen und Schüler so stark wie in keiner Erhebungswelle zuvor an.
· Knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen fühlen sich zudem durch Klima- und Energiekrise sowie die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten in ihrer mentalen Gesundheit beeinträchtigt.
Wissenschaftliche Daten der Arbeitsgruppe von Prof. Volker Mall, Co-Präsident der DGSPJ, bestätigen zudem, dass insbesondere junge Familien, Alleinerziehende und Eltern von Kindern mit besonderen Bedarfen erhöhten Stress Leveln ausgesetzt waren und noch immer sind. Für die DGSPJ fordern deren Präsidenten Thaiss und Mall daher alters- und geschlechtsangepasste Unterstützungsmaßnahmen und keinen weiteren finanziellen Einschnitte und keine Kürzungen beim KiTa-Investitionsprogramm. Stattdessen müssten breitere Angebote zur Vermittlung von Gesundheitskompetenz und Resilienz in allen für junge Menschen relevanten Settings (Kitas, Schulen, Kinder- und Jugendzentren, Sportvereine) etabliert werden. In allen Bildungseinrichtungen sollte die Vermittlung von Gesundheits-, Digital- und Sozialkompetenz nicht als isoliertes Fach, sondern ganzheitlich und fächerübergreifend in den schulischen Curricula verankert werden. Ganz generell sind Investitionen in die frühkindliche Bildung sowie die frühe Vermittlung von Gesundheitskompetenz nach Ansicht der DGSPJ dringender denn je. Trotz knapper Kassen und notwendiger Einsparungen wird die Bundesregierung aufgefordert, in den derzeitigen Haushaltsverhandlungen und auch in der Zeit danach die dafür notwendigen Unterstützungspakete zu schnüren und finanziell nachhaltig zu sichern.