Chronisch kranke Kinder leiden unten den sich verschärfenden Klimabedingungen in ganz besonderer Weise. Sie verstärken bereits bestehende Ungleichheiten weiter und erfordern Maßnahmen, die weit über den bereits praktizierten vorbeugenden Hitzeschutz hinausreichen. Diese sind nicht in Sicht, wären jedoch längst überfällig.
Ursula Anders aus Potsdam und Dr. Stephanie Boßerhoff aus Wesel von der AG Klimaschutz in der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin belegten dies bei Kongress für Kinder- und Jugendmedizin in Leipzig mit harten mit harten Daten und Fakten: Schlechte Klimabedingungen lösen etwa bei Kindern mit atopischer Dermatitis einen erhöhten Juckreiz auslösen, der durch Schweiß und zusätzlichen Stress entsteht. Bei Kindern mit Epilepsie verschärfen sich bereits bestehende Schlafstörungen durch Hitze zusätzlich und erhöhten auch das Stresserleben insbesondere bei Extremwetterereignissen. Diese haben auch für behinderte Kinder gravierende Auswirkungen, weil ihr Selbstschutz durch eingeschränkte Mobilität und mangendes Gefahrenbewusstsein reduziert ist.
Um all diese Auswirkungen für chronisch kranke Kinder zu bewältigen, reichen derzeitige Hitzeschutzmaßnahmen (Verschattung, Klimatisierung, vermehrte Flüssigkeitszufuhr, Anpassung der Medikation) bei weitem nicht aus. Doch bei ihrer Kritik belassen es die beiden Klimaaktivistinnen längst nicht. Sie sprechen auch Klartext darüber, was zu tun ist. Für dringlich halten sie zum Beispiel das Aufstellen von Evakuierungsplänen (etwa für wichtige Hilfsmittel wie Rollstühle), das Vorhalten von Notfalltaschen (abhängig von Art und Schwere der chronischen Erkrankung) sowie eine ausreichende Vorratshaltung von Medikamenten von bis zu drei Monaten.
Doch auch die Mediziner und insbesondere Praxisinhaber nehmen sie zu Recht in die Pflicht. Sie werden aufgefordert, kostenfreies Informationsmaterial in Printform oder als Videomaterial in den Wartezimmern anzubieten oder auch spezielle Kinderbücher bereitzustellen, die die Klimakrise kindgerecht aufbereiten. Vor allem aber sollten sie die von der DGSPJ insbesondere für Ärzte erarbeiteten zwei Checklisten „Klimafreundliches Arbeiten im Team“ und „Klimakrise im Patient: innen-Kontakt“ nutzen. Dort werden unter anderem wichtige klimabedingte medizinische Besonderheiten bei der Anamneseerhebung oder die Potenziale der Nutzung der eigenen Vorbildfunktion in der Praxis konkret klar benannt. Das gesamte Maßnahmepaket ist sehr konkret und anschaulich und – wie schon gesagt – längst überfällig.
Mehr unter https://www.dgspj.de/wp-content/uploads/papiere-der-qaulitaetszirkel-klima-checklisten-2024.pdf