· 

Corona-Folgen für Kinder und Jugendliche - Höhere Krankheitslast, aber nicht überall

 

Regelmäßig werden immer wieder neue Berichte und Daten veröffentlicht, die belegen, dass bei Kindern und jungen Menschen Krankheiten und Gesundheitsbeschwerden als Folge der Corona-Pandemie zum Teil deutlich zugenommen haben. Es gibt aber auch ganz andere Entwicklungen, die auf den ersten Blick überraschend sind.

 

Eindeutig ist aber, dass Magersucht, Bulimie, Binge-Eating und andere psychisch bedingte Essstörungen bei Jugendlichen während der Pandemiejahre 2020 und 2021 merklich angestiegen sind. Teilweise sogar um bis zu 30 Prozent! Das belegen neue Daten einer Studie der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH).

 

Vor allem bei 12- bis 17-jährigen Mädchen und Frauen gab es zwischen 2020 und 2021 einen massiven Anstieg. 2021 waren 17,6 von 1.000 Jugendlichen von einer Essstörung betroffen, ein Jahr zuvor waren es 13,4 und im Vor-Corona-Jahr 2019 noch 12,9. Allein in dieser Altersgruppe müsse nach einer Hochrechnung bundesweit von 50.000 Fällen ausgegangen werden. Die meisten davon sind Mädchen und junge Frauen. Doch auch diese Zahlen sind nur die Spitze eines Eisberges. Die Dunkelziffer dürfte höher ausfallen, da bei den offiziellen Statistiken lediglich die medizinisch diagnostizierten Fälle berücksichtigt wurden.

Diese Zunahme ist jedoch mit den Folgen der Pandemie allein nicht erklärbar. Einen starken Einfluss hatte nach den Erkenntnissen der KKH auch die Darstellung unrealistischer Körperideale in „Social Media-Plattformen.“ Während der Corona-Lockdowns war der Medienkonsum bei Kindern und Jugendlichen stark angestiegen. Dabei fehlte vielen Jugendlichen der Realitätsbezug und auch der Vergleich, wie Freunde und Mitschüler im echten Leben „ohne Filter“ aussehen.

Dagegen ergibt sich bei der Asthma-Inzidenz von Kindern ein zunächst überraschend deutlich anderes Bild. Mit Hilfe einer großen US-Forschungsdatenbank der Rutgers University in New Brunswick untersuchten Wissenschaftler im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie die Asthmainzidenzen von Kindern und Jugendlichen aus den Jahren 2017 bis 2021 und verglichen diese Raten in der Zeit vor der Pandemie mit jenen nach Beginn der Pandemie.

Die verblüffenden Ergebnisse sehen wie folgt aus: Im Vergleich zu den zwölf Quartalen vor der Pandemie stellte sich dabei für die vier ersten Quartale der US-Coronapandemie nach dem Abgleich von Einflussfaktoren wie Altersgruppe, Geschlecht, Wohnregion und Quartal (für saisonale Einflüsse) eine Reduktion der pädiatrischen Asthmainzidenz von 53 Prozent! heraus. Oder anders ausgedrückt: bezogen auf 1000 Kinder ging die Inzidenz von 6,40 auf 3,05 zurück.

Nicht ganz so überraschend wirken diese Ergebnisse dann, wenn man den vermuteten Ursachen hierfür auf den Grund geht. So ist festgestellt worden, dass Kinder mit Asthma während der Pandemie seltener einen Arzt oder auch die Notaufnahme aufgesucht haben und auch die Inanspruchnahmen stationärer Behandlungen spürbar sank. Zudem könnte auch die während der Pandemie verbesserte Luftqualität einen Einfluss auf sinkende Asthmainzidenzen gehabt haben. Und schließlich sind wohl während der Pandemie einige der für Asthma prädiaponierten Viruserkrankungen vermieden worden – insbesondere durch die lange Zeit auch für Kinder gebotene soziale Distanzierung, die Schulschließungen und durch das Tragen von Schutzmasken.

Allerdings – und auch das steht inzwischen unbestritten fest – waren die negativen Folgen dieser drastischen Maßnahmen für Kinder und Jugendliche deutlich negativer als bislang vermutet. Die Inzidenzen sind bei den meisten Krankheiten doch eher angestiegen. Man kann daher nur hoffen, dass daraus im Hinblick auf eine nächste Pandemie von allen Seiten die entsprechenden Lehren gezogen werden und insbesondere Schulschließungen nicht mehr zur Debatte gestellt werden!